Berliner Altersstudie: Mit der Lebenserwartung steigt auch die Zahl der gesunden Lebensjahre
Alt werden wollen viele, aber niemand will alt sein. Diesen Spruch hört man oft, wenn übers Alter geredet wird. Denn Alter bedeutet nicht nur körperliche Gebrechen und geistiger Abbau, sondern oft auch soziale Isolation oder das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. Anders als man meinen könnte, zieht sich dieser Zustand mit der steigenden Lebenserwartung aber nicht in die Länge. Vielmehr gewinnen Menschen viele gesunde Lebensjahre hinzu, das heißt geistige Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden im Alter bleiben länger erhalten. Zu diesem Schluss kommt die Berliner Altersstudie BASE II, die seit 2009 das Leben von rund 1.600 Menschen zwischen 60 und 80 Jahren untersucht. Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse basieren auf einem Vergleich mit BASE I von 1990 bis 1993. Demnach hat sich in den letzten 20 Jahren eine Menge zum Positiven hin getan.
Gesundheitliche Gebrechen kommen erst zum Lebensende
„Wir gehen davon aus, dass sich die Zeit, in der ältere Menschen von gesundheitlichen Einschränkungen oder geistigen Einbußen betroffen sind, durch die verlängerte Lebenserwartung nicht einfach in die Länge zieht, sondern sich zum Ende des Lebens hin verdichtet“, sagt Denis Gerstorf, Professor für Entwicklungspsychologie am Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin und Sprecher der BASE-II-Studie.
Eine Rolle dürfte dabei spielen, dass heute 75-Jährige ihr Leben weniger fremdbestimmt einschätzen als 75-Jährige vor 20 Jahren. Der Studie nach sind sozial aktive Menschen, geistig leistungsfähiger und obendrein zufriedener mit ihrem Leben. Analysen zeigen, dass die soziale Unterstützung in der Nachbarschaft, aber auch der Zugang zu Bussen und Bahnen für das Wohlbefinden und die Gesundheit wichtig sind. „Ein Grund dafür könnte sein, dass ältere Menschen hierdurch noch lange Zeit eigenständig etwas unternehmen, Bekannte besuchen oder auch selbst zum Arzt gehen können“, sagt Gert G. Wagner, Ko-Autor und Vorstandsmitglied des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.
Was hält Menschen im Alter gesund?
In der Berliner Altersstudie gehen Wissenschaftler Phänomenen des Alters nach. Ein Ziel ist herauszufinden, wie ältere Menschen länger gesund und fit bleiben können. Dafür müssen die Wissenschaftler aber erst die Ursache und Wirkungen ermitteln. „Darum müssen wir die Menschen länger begleiten und uns intensiver mit ihrem Lebensalltag beschäftigen, sagt Denis Gerstorf. Dies werde eine Folgeaufgabe sein.
An der Studie sind Wissenschaftler der Charité, des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, des Max-Planck-Instituts für Molekulare Genetik sowie vom Zentrum für Medizinische Forschung der Universität Tübingen beteiligt.
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