Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Bauchspeicheldrüsenkrebs: Neue Erkenntnisse zur Tumorentstehung

Mittwoch, 2. März 2016 – Autor:
Die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs bedeutet meist keine günstige Prognose, da der Krebs stark streut und schwer zu behandeln ist. Forscher haben nun einen Botenstoff gefunden, der eine wichtige Rolle bei der Tumorenstehung spielt.
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Neue Erkentnisse

Bauchspeicheldrüsenkrebs gilt als besonders gefährlich – Foto: Henrie - Fotolia

Rund 15.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Dieser Krebs ist besonders gefährlich, da er nur schwer durch Strahlen- oder Chemotherapie zu behandeln ist, früh in die Umgebung streut und oft erst spät entdeckt wird. Viele Patienten sterben daher nur wenige Monate nach der Diagnose. Warum Pankreaskrebs aber so aggressiv ist, lag lange im Dunkeln. Forscher haben sich nun auf die Spur der molekularen Veränderungen in den Krebszellen gemacht. Dabei stellten sie fest, dass ein kleines Molekül, welches Entzündungssignale in der Bauchspeicheldrüse reguliert, entscheidend an der Tumorentstehung beteiligt ist.

Entzündungsreaktion aktiviert Krebsgen

Schon früher hatten Untersuchungen an Krebszellen aus der Bauchspeicheldrüse in fast allen Fällen eine Übereinstimmung gezeigt: Ein bestimmtes Gen war mutiert, das KRAS-Onkogen. Diese Mutation tritt auch schon auf, wenn es Entzündungen oder Schäden in der Bauchspeicheldrüse gibt, die noch nicht bösartig sind. Ab wann aber eine vorgeschädigte Zelle zur Tumorzelle entartet und was genau die gefährliche Veränderung auslöst, ist im Detail bisher nicht bekannt.

Professor Jens Siveke, Gastroenterologe und Spezialist für Krebs im Verdauungstrakt, konnte zusammen mit einem Team des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München im Mausversuch zeigen, dass eine Entzündung in den sogenannten azinären Zellen, die für die Produktion von Verdauungssäften zuständig sind, eine Art Auslöser für die bösartige Veränderung darstellt. Die Entzündungsreaktion der Zellen setzt demnach zahlreiche Botenstoffe frei, die schließlich das bereits mutierte KRAS-Onkogen weiter aktivieren und die Zellentartung fördern.

Hoffnung auf neue Therapieansätze bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Die Arbeitsgruppe um Jens Siveke konnte dabei auch weitere Mitspieler im Krebsgeschehen identifizieren, den epidermal growth factor receptor (EGFR) sowie ein Molekül, das eine Schlüsselrolle für wichtige Wachstums- und Teilungsprozesse der Zelle spielt: RAC1. Die Mäuse hatten die typische KRAS-Mutation in den Bauchspeicheldrüsenzellen, im Versuch wurde aber der RAC1-Botenstoff bei ihnen mit molekularen Methoden gestoppt. Das überraschende Ergebnis: Fehlte RAC1 durch genetische Manipulation, wurde die Entartung der vorgeschädigten Zelle zur Tumorzelle komplett unterdrückt. RAC1 ist dabei zuständig für die Aussendung von Entzündungssignalen, die wiederum die Veränderung zur Tumorzelle durch KRAS auslösen.

„Unsere Versuche zeigen, dass Zellen tatsächlich dauerhaft dem Stress des mutierten Onkogens KRAS widerstehen können. Wir waren sehr erstaunt, dass das überhaupt geht – und es eröffnet Ansätze für ganz neue Therapieverfahren“, so Siveke. Der Mediziner betreut und behandelt viele Patienten mit Pankreaskarzinom und hofft jetzt darauf, dass er, der inzwischen am Westdeutschen Tumorzentrum der Universitätsklinikum Essen und Deutschen Krebsforschungszentrum arbeitet, mit seinem Team auch Medikamente und zielgerichtete Verfahren zur Beeinflussung von RAC1 und KRAS entwickeln kann.

Foto: © Henrie - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Bauchspeicheldrüsenkrebs

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin