Barmer Report sieht extreme Kostensteigerungen bei Heil- und Hilfsmitteln
Am Dienstag wurde der Barmer Heil- und Hilfsmittelreport 2014 vorgestellt. Demnach sind die Kosten der gesetzlichen Krankenversicherungen für Heil- und Hilfsmittel seit 2007 um fast ein Drittel gestiegen. Am stärksten war der Zuwachs bei den Heilmitteln wie etwa Physiotherapie oder Logopädie. Hier stiegen die Ausgaben um 34,5 Prozent - von 3,91 Milliarden auf 5,26 Milliarden Euro im Jahr 2013. Für Hilfsmittel wie etwa Rollstühle, Hörgeräte oder orthopädische Einlagen legten die Kassen mit Ausgaben von 6,80 Milliarden Euro 23,2 Prozent mehr hin als noch im Jahr 2007. Bei der Barmer GEK selbst sind allein im ersten Halbjahr 2014 die Kosten für Hilfsmittel um 10,8 Prozent nach oben geschnellt, bei allen Kassen im Schnitt betrug der Zuwachs in diesem Zeitraum 9,5 Prozent.
Ruf nach Nutzen- und Qualitätsbewertung
In den Gesichtern der Barmer-Chefs war deshalb etwas Sorge über diese Entwicklung abzulesen. „Obwohl in einer älter werdenden Gesellschaft der Bedarf an einer qualifizierten Heil- und Hilfsmittelversorgung zunimmt, müssen wir die Preis- und Mengenentwicklung im Auge behalten“, sagte Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BARMER GEK, bei der Vorstellung des Reports. „In dem extrem unübersichtlichen Markt der Medizinprodukte brauchen wir vor allem eine Nutzenbewertung“.
Studienautor Prof. Dr. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen forderte, die Erstattung von Hilfsmitteln und Medizinprodukten künftig an höhere Qualitätskriterien zu knüpfen. Das jetzige Hilfsmittelverzeichnis sei nicht mehr zeitgemäß. „Bei den Hilfsmitteln und Medizinprodukten gehört der Nachweis eines Patientennutzens noch immer nicht zu den Anforderungen“, kritisierte Glaeseke. Das müsse sich dringend ändern. Ein modernisiertes Verzeichnis könne zum Beispiel nur solche Produkte führen, die einem hohen Stand der Technik entsprächen und Studien zum Patientennutzen vorweisen könnten, schlug der Versorgungsforscher vor.
Kassen fürchten eine Kostenexplosion, insbesondere bei Hilfsmitteln
Die Studienautoren rechnen in den nächsten Jahren mit einem weiter steigenden Bedarf. Die Prognose für den Hilfsmittelbedarf klingt besonders krass: So zitiert der Barmer Heil- und Hilfsmittelreport 2014 Berechnungen vom Deutschen Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien Spectaris, wonach bis 2050 bei Pflegebetten, Dekubitushilfen, Inkontinenzhilfen und Hilfsmitteln zur Kompressionstherapie ein Bedarfsanstieg von 78 Prozent erwartet wird.
Foto: © RioPatuca Images - Fotolia.com