Ballaststoffreiche Diät schützt Kinder doch nicht vor Typ I Diabetes
Wissenschaftler suchen nach einem Nahrungsbestandteil, der vor Typ 1 Diabetes schützt. Kinder könnten dann eine enstprechende Diät einhalten. Ballaststoffe gerieten in die engere Auswahl, da bei der Verdauung löslicher Ballaststoffe kurzkettige Fettsäuren als Gärprodukte entstehen, denen antientzündliche Eigenschaften zugeschrieben werden. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Ballaststoffe die Zusammensetzung der Darmflora beeinflussen. Die im Darm beheimateten Mikroorganismen wiederum interagieren mit dem Immunsystem. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass sich das Mikrobiom von Personen mit Typ 1 Diabetes von dem gesunder Personen unterscheidet. Daher gingen Diabetesforscher davon aus, dass die reichliche Zufuhr von löslichen Ballaststoffen in den ersten beiden Lebensjahren vor der Entstehung einer Inselautoimmunität schützen könnte. Von einer „Inselautoimmunität“ spricht man, wenn ein oder mehrere Inselautoantikörper im Blut nachweisbar sind. Bei mehreren Inselautoantikörpern entwickeln nahezu 100 Prozent der Betroffenen innerhalb von 20 Jahren einen Typ 1 Diabetes.
Inselautoimmunität alle drei Monate geprüft
Die Vermutung der Forscher bestätigte sich nicht, wie die Auswertung der TEDDY-Studie zeigt. Es konnte zu keinem Zeitpunkt im frühen Kindesalter ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der aufgenommenen Menge von ballaststoffhaltiger Kost und einer späteren Inselautoimmunität beziehungsweise einem bereits manifesten Typ 1 Diabetes festgestellt werden. Für die Studie analysierten Wissenschaftler des Instituts für Diabetesforschung und der Forschergruppe Diabetes am Helmholtz Zentrum München mehr als 17.600 Ernährungsprotokolle von über 3.300 Kindern aus Deutschland und den USA. Die Ernährungsprotokolle wurden in regelmäßigen Abständen geführt, als die Kinder zwischen neun und 48 Monate alt waren. In diesem Lebensabschnitt treten die meisten Fälle von Inselautoimmunität auf. Der Inselautoantikörper-Status der Kinder wurde alle drei Monate überprüft. Die Nachbeobachtungszeit betrug im Mittel fünf Jahre.
Derzeit keine Diätempfehlung möglich
„Unsere Auswertungen legen den Schluss nahe, dass eine ungenügende Ballaststoffzufuhr keinen direkten Einfluss auf entzündliche Prozesse im Körper hat, die zu Typ 1 Diabetes führen“, fasst Dr. Andreas Beyerlein vom Institut für Diabetesforschung die Ergebnisse zusammen. Von Diätempfehlungen zur Vorbeugung von Typ 1 Diabetes bei Risikopersonen sei man derzeit noch weit entfernt.
„Möglicherweise beeinflussen andere Ernährungsbestandteile das Mikrobiom und die Entwicklung von Autoimmunität“, ergänzt Ernährungswissenschaftlerin Dr. Sandra Hummel. Wegen der noch relativ kurzen Nachverfolgungszeit bei Teilnehmern der TEDDY Studie könnten langfristige Effekte aber nicht ausgeschlossen werden. Die Suche nach einem präventiven Nahrungsbestandteil bzw. einer Diät werde fortgesetzt.
Foto: © Oksana Kuzmina - Fotolia.com