Arztbriefe der Kliniken oft mangelhaft

Ein Arztbrief aus der Klinik sorgt nicht selten für Stirnrunzeln beim Empfänger
Ein Arztbrief der Klinik sollte den Hausarzt idealerweise am Tag der Entlassung seines Patienten erreichen. Doch oft treffen die Dokumente erst Tage oder Wochen später ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage unter 516 deutschen Hausärzten, die in der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ erschienen ist. Dr. med. Gisela Schott von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Autorin des Artikels, sieht dadurch die nahtlose Weiterbehandlung gefährdet. Besonders bei der Medikation ergeben sich Probleme, da diese meist vom Krankenhaus geändert werde. Einige Medikamente benötigten die Patienten nach der Entlassung nicht mehr, bei anderen müsse der Hausarzt aus Budgetgründen nach kostengünstigeren Alternativen suchen. „Die Schnittstelle zwischen der stationären und der ambulanten Behandlung kann deshalb zu einer Bruchstelle in der Patientenversorgung werden,“ schreibt Dr. Schott.
Arztbriefe: Bruchstelle in der Patientenversorgung
In der Umfrage erklärten die meisten Ärzte, dass sie in der Regel erst beim ersten Patientenbesuch von der Änderung der Medikation erfahren. Ein Drittel der Ärzte gab an, dass die Arztbriefe oft sogar noch später eintrafen, weil die Klinikkollegen sie verspätet erstellten und mit der Post verschickten. Einem schnellen Versand per E-Mail stehen die Ärzte allerdings skeptisch gegenüber. Nur für neun Prozent der befragten Ärzte wäre das eine Option, die meisten würden den Arztbrief am liebsten per Fax erhalten.
Kritisiert wurde aber nicht nur der das verspätete Eintreffen des Arztbriefes, sondern auch dessen Inhalt. Während 80 Prozent der Hausärzte sich wünschen, dass die Klinikärzte im Medikationsplan den Wirkstoffnamen erwähnen, finden nur 50 Prozent die Wirkstoffe tatsächlich aufgeführt. Fast die Hälfte der Hausärzte beklagte, dass die Klinikärzte nur selten oder nie Gründe für die Medikationsänderungen angeben. Pharmazeutische Hinweise, etwa zur Therapiedauer, den Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder zum Risiko unerwünschter Arzneimittelereignisse vermissten mehr als zwei Drittel der Befragten, obwohl die meisten dieser Informationen für wichtig oder sehr wichtig hielten. Hier könnten Kliniken noch nachbessern, meint Schott, indem sie detaillierte Angaben zum Medikationsplan machen und Entscheidungen auch begründen.
Medikationspläne aus dem Krankenhaus können nicht 1:1 übernommen werden
Immerhin ein Drittel der Hausärzte sieht sich der Umfrage zufolge gezwungen, die Medikationspläne aus dem Krankenhaus wieder umzustellen. Schott sieht hier die Gefahr, dass vereinzelt notwendige Medikamente nicht weiter verordnet werden. Als mögliche Maßnahme schlägt sie die Erstellung gemeinsamer Arzneimittellisten von Vertrags- und Krankenhausärzten vor. Dies könnte verhindern, dass die Hausärzte einige Medikamente allein aus Budgetgründen wieder absetzen.
Die Umfrage wurde von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft in Zusammenarbeit mit der Berlin School of Public Health und der Universität Freiburg durchgeführt.
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