Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Aortenaneurysma: Sichere OP durch spezielle Gefäßprothese

Montag, 4. Juli 2016 – Autor:
Die Operation eines Aortenaneurysmas birgt einige Risiken. Doch eine spezielle Gefäßprothese, die ohne Unterbrechung des Blutkreislaufs eingesetzt werden kann, minimiert diese Risiken. Sie wurde in Deutschland entwickelt und wird mittlerweile weltweit eingesetzt.
Gefäßprothese bei Aortenaneurysma

Eine Gefäßprothese kann das Reißen eines Aortenaneurysmas verhindern – Foto: 7activestudio - Fotolia

Das Aortenaneurysma ist eine Aussackung der Hauptschlagader, die sehr groß werden und schließlich einreißen kann. Die Gefahr einer solchen Ruptur steigt mit dem Durchmesser des Aneurysmas. Ab einer Größe von mehr als fünf Zentimetern ist das Risiko besonders hoch; dann sollte sofort operiert werden. Bei der Operation wird als Gefäßersatz eine Prothese eingesetzt, die das defekte Gefäß stabilisiert. Doch der Eingriff ist nicht ganz ungefährlich.

Lange Zeit wurde nur eine „offene“ Operation zur Behandlung des Aortenaneurysmas durchgeführt. Dabei muss zum Einsetzen der Gefäßprothese der Blutkreislauf unterbunden werden. Das wiederum kann schwerwiegende Folgen für alle Organe und sogar für das Rückenmark haben. Bei dem offenen Verfahren kommt es bei 10 bis 30 Prozent der Patienten zu schweren Komplikationen.

OP des Aortenaneurysmas ohne Unterbrechung des Blutkreislaufs

„Die Gefahr besteht in einer Schädigung durch diese sogenannte Ischämie, also die dauerhafte Gewebeschädigung durch Mangeldurchblutung“, erklärt Professor Hubert Schelzig, Gefäßchirurg und Leiter der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf. „Wenn man sich klarmacht, dass die Aorta lebenswichtige Organe wie z.B. Nieren und Darm versorgt, wird das Risiko schnell deutlich.“

Zusammen mit einem spezialisierten Hersteller hat Schelzig, damals noch an der Uniklinik Ulm, eine Gefäßprothese entwickelt, die bei schlagendem Herzen und bestehendem Blutkreislauf im gesunden Aortenteil verankert werden kann. Die Prothese stabilisiert von innen dauerhaft das defekte Blutgefäß. Dadurch, dass sie innerhalb der Aorta an der geschädigten Stelle fest verankert werden kann, ist es nicht mehr nötig, während der OP den Blutkreislauf für den notwendigen Gefäßersatz zu unterbinden. Das minimiert die Risiken. Heute gilt dieses Operationsverfahren als das sicherste bei kritischen Aortenaneurysmen.

Hoher Blutdruck und Arteriosklerose begünstigen Aortenaneurysma

Durch die Prothese kann der Blutdruck die geschädigte Gefäßwand nicht mehr zum Einreißen bringen. Eine besondere Metalllegierung mit Memo-Charakter, die sich bei Körpertemperatur auf einen definierten Durchmesser ausdehnt, hält die Aorta dauerhaft durchlässig. Das Verfahren hat sich mittlerweile weltweit durchgesetzt.

Die Hauptursachen für die Bildung eines Aortenaneurysmas sind Arteriosklerose und Bluthochdruck. Aber auch eine angeborene Bindegewebsschwäche kann das Risiko für ein Aortenaneurysma erhöhen. Kommt es zu einer Ruptur, fließen sofort sehr große Mengen Blut in den Brust- oder Bauchraum. Der anschließende Volumenmangel im Kreislaufsystem führt dann zum Schock. Weniger als zehn Prozent der Patienten überleben eine Aortenruptur.

Foto: © 7activestudio - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Gefäßerkrankungen , Atherosklerose , Thrombose , Herz-Kreislauf-System , Aneurysma , Bluthochdruck , Stent

Weitere Nachrichten zum Thema Aneurysma

Aneurysmen bleiben häufig unbemerkt. Werden sie dann doch – meist durch Zufall – entdeckt, besteht oft Unsicherheit, ob und wie sie zu behandeln sind. Forscher haben nun ein neues Beurteilungssystem entwickelt, das die Entscheidung erleichtern soll.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin