Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Antibiotika stören beim Kleinkind Entwicklung der Darmflora

Donnerstag, 4. Februar 2016 – Autor:
Der Einsatz von Antibiotika im Kleinkind-Alter stört die Entwicklung der Darmflora. Das zeigt einer Studie von Forscher der Universität Helsinki. Besonders Makrolide (Breitspektrum-Antibiotika) hatten nachteilige Auswirkungen.
Bei Atemwegsinfekten werden Babys und Kleinkindern auch Antibiotika verschrieben

Antibiotika stören bei Kleinkinder die Darmflora – Foto: Elena Stepanova - Fotolia

Es ist bekannt, dass der Einsatz von Antibiotika im Kleinkind-Alter mit einem erhöhten Risiko von immunvermittelten Erkrankungen wie entzündlichen Darmerkrankungen und Asthma sowie Übergewicht verbunden ist. Die Wirkung wird vermutlich durch die Darm-Mikroben vermittelt. In Tierstudien veränderten Antibiotika die Zusammensetzung der Darmflora und reduzierten die Artenvielfalt.

An der Studie, die ein Team um Prof. Willem de Vos durchführte, nahmen 142 finnische Kinder im Alter von 2 bis 7 Jahren teil. Die Forscher untersuchten, wie oft und welche Antibiotika die Kinder in den ersten Jahren erhielten und wie sich das auf ihre Darmflora auswirkte. Die Untersuchung wurde in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht. 

Antibiotika im Baby-Alter reduzieren Artenreichtum der Darmflora

Ergebnis: Antibiotika reduzierten das Artenreichtum und verlangsamten die altersgemäße Entwicklung des Mikrobioms. Actinobakterien gingen zurück, Bacteroidetes und Proteobakterien nahmen zu. Außerdem sank die Konzentration der Gallensalz-Hydrolasen. Die Darmflora der Kinder, die in den zwei Jahren vor dem Untersuchungszeitpunkt Makrolid-Antibiotika wie Azithromycin oder Clarithromycin erhalten hatten, unterschied sich von der normalen Darmflora. Je weniger Zeit seit der Therapie verstrichen war, desto größer waren die Anomalien.

„In der Regel dauert es anscheinend ein Jahr, bis sich die Darmflora von einer Antibiotika-Behandlung erholt hat. Wenn ein Kind in den ersten Jahren wiederholt Antibotika einnimmt, hat das Mikrobiom keine Zeit, um sich vollständig zu erholen", sagt Forscherin Katri Korpela in einer Mitteilung der Universität.

Antibiotika: Makrolide erhöhen Risiko für Übergewicht und Asthma

Der Einsatz von Makroliden in den ersten beiden Lebensjahren - diese werden oft bei Atemwegs-Infekten verschrieben - wurde einem erhöhten Body-Mass-Index zugeordnet sowie einem erhöhten Risiko für Asthma im späteren Leben. Makrolide sorgten außerdem für eine spezifische Zusammensetzung des Mikrobioms, die bereits in früheren Studien mit Fettleibigkeit und Stoffwechselerkrankungen in Verbindung gebracht wurde.

Außerdem schienen Makrolide die Entwicklung von Antibiotika-Resistenzen zu fördern, wie Makrolid-resistente Keime im Darm der Kinder zeigten. „Antibiotika aus der Penicillin-Gruppe scheinen einen schwächeren Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms zu haben als Makrolide“, so Korpela.

Foto: Elena Stepanova

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Antibiotika

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin