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Allein im Krankenhaus: Nächtliche Pflege immer komplexer

Montag, 26. Mai 2014 – Autor:
Weniger Patienten, dafür aber komplexere Aufgaben, für die sie häufig keine Unterstützung durch Dritte haben - das ist die Situation von Pflegekräften, die nachts im Krankenhaus ihren Dienst verrichten. Eine neue Studie offenbart, wie nächtliche Pflege heute aussieht.
Nächtliche Pflege

Nachts sind Pflegekräfte oft auf sich allein gestellt. – Foto: celiafoto - Fotolia

Forscher der Universität Witten/Herdecke haben die Veränderung der nächtlichen Pflegebedingungen in deutschen Krankenhausen untersucht. Die Ergebnisse sollen im November bei einer Fachtagung vorgestellt werden. Vorab wurde eine Zusammenfassung der Resultate in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift "Die Schwester Der Pfleger" veröffentlicht.

Für ihre Forschungen haben die Wissenschaftler zwei Mal von Pflegekräften Fragebögen ausfüllen lassen und Interviews zur Arbeitssituation durchgeführt - einmal im Zeitraum zwischen 1986 bis 1989 und dann noch einmal zwischen 2010 und 2013. Eines der Ergebnisse war, dass mittlerweile zwar weniger Patienten auf eine Pflegekraft kommen, die Versorgung dafür aber viel aufwändiger geworden ist. Das Durchschnittsalter der Patienten hat sich erhöht, und es gibt mehr demenzkranke sowie multimorbide Patienten. Zudem erfordert die immer kürzer werdende Verweildauer ein schnelleres Umstellen auf neue Patienten und deren Bedürfnisse.

Pflegebedingungen: Weniger Patienten, aber komplexere Aufgaben

Die Anforderungen haben sich für das Pflegepersonal aber auch erhöht, weil heute mehr Aufgaben an sie delegiert werden. Während früher neben den üblichen Pflegeaufgaben wie Waschen und das Verteilen von Essen höchstens noch einfache Infusionen und Vitalkontrollen in den Arbeitsbereich der Pfleger und Pflegerinnen fielen, gehören heute Infusionen mit Medikamenten, Bauchfelldialysen, Monitorüberwachung und Wundmanagement zu den Aufgaben, die Pflegekräfte auch nachts zu erledigen haben.

Eine besondere Herausforderung stellt die Tatsache dar, dass die Pflegekräfte nachts auf den meisten Stationen auf sich alleine gestellt sind. Sie haben in schwierigen Situationen somit keine Unterstützung und nur selten die Möglichkeit, eine Pause zu machen. Oft wissen sich die Pflegenden nicht anders zu helfen, als Patienten zu fixieren - besonders wenn diese verwirrt sind, ihr Bett verlassen wollen und die Gefahr droht, dass sie sich selbst verletzen.

Höhere Verantwortung für Pflegekräfte

Pflegende, die nachts alleine für eine ganze Station zuständig sind, müssen in Krisensituationen eigenständige Entscheidungen treffen und haben heute einen höheren Grad an Verantwortung zu tragen als früher. "Aus diesem Grund sollte diese Arbeit von besonders qualifizierten Pflegenden übernommen werden", erklärt Professor Christel Bienstein, eine der Autorinnen der Studie, und widerspricht damit der häufig vertretenen Meinung, dass Pflegekräfte, die nachts Dienst haben, nicht ganz so kompetent sein müssten.

Mittlerweile belegen auch internationale Studien, dass Kompetenz und Anzahl der Pflegenden einen direkten Einfluss auf die Qualität der medizinischen Versorgung in Krankenhäusern haben. In Kliniken, in denen zu wenig qualifiziertes Pflegepersonal vorhanden ist, steigen nachweislich die Anzahl der Infektionen, die Verweildauer, chronische Wunden und sogar die Sterblichkeitsrate.

Foto: © celiafoto - Fotolia.com

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