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Ärzte: Kinder drogenabhängiger Eltern besser schützen!

Freitag, 26. Juni 2015 – Autor: Angela Mißlbeck
Immer mehr Menschen in Deutschland greifen zu gefährlichen künstlichen Drogen wie Crystal Meth oder Legal Highs. Das zeigt der Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung. Viele Drogensüchtige sind zugleich Eltern. Einen besseren Schutz ihrer Kinder fordern Kinderchirurgen aus ganz Deutschland. Besonders gefährdet seien Babys und Kleinkinder.
Kindern drogenabhängiger Eltern sind verstärkt von Vernachlässigung bedroht.Drogenabhängige Eltern brauchen Hilfe. Ihre Kinder auch.

Kindern drogenabhängiger Eltern sind verstärkt von Vernachlässigung bedroht. – Foto: ambrozinio - Fotolia

„Wir beobachten im Umfeld unserer kleinen Patienten einen zunehmenden Missbrauch von Drogen, gerade in jungen Familien, bei Schwangeren und Heranwachsenden“, sagt Frauke Schwier, Kinderchirurgin am Universitätsklinikum Dresden. Rund 2,6 Millionen Kinder leben nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Kinderschutz in der Medizin in Familien mit einem suchtkranken Elternteil. Geschätzte 30.000 von ihnen haben den Angaben zufolge drogenabhängige Eltern. Hier bedürfe es rascher Hilfe, so die Expertin Schwier. „Denn diese Kinder sind nicht nur in großer Gefahr, selbst eine Suchtproblematik oder andere Störungen zu entwickeln, häufig wachsen sie auch ohne Fürsorge auf, sind vereinsamt und in ihrer Entwicklung massiv beeinträchtigt.“

Babys bei Drogenkonsum der Eltern besonders gefährdet

Der Berliner Kinderchirurg Sylvester von Bismarck sagt: „Insbesondere Babys und Kleinkinder sind durch den Drogenkonsum ihrer Eltern gefährdet. Diese Gefährdungen müssen rechtzeitig erkannt und durch entsprechende Hilfen für die Familien abgewendet werden.“ Kinderchirurgen kommen mit diesen Kindern in Kontakt, etwa wenn sie ein verletztes Kind behandeln. Sie können familiäre Krisensituationen erkennen und sollten die Chance nutzen, um Hilfe für das Kind einzuleiten, fordert die Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH). Die Fachgesellschaft kritisiert jedoch, dass es in vielen Krankenhäusern an geeigneten Strukturen mangele, die sich dieser Familienproblematik annehmen könnten.

Bewährt haben sich den Experten zufolge interdisziplinäre Strukturen wie Kinderschutzgruppen, die nicht nur medizinisch helfen, sondern auch versuchen, fachübergreifend Hilfskonzepte für Eltern und Kinder zu erstellen. „Zahlreiche auf den Einzelfall abgestimmte Disziplinen von Jugendhilfe, Sozialdiensten, Pädagogen, Kinderpsychologen und Jugendpsychiatern, Rechtsmedizinern, Augenärzten, Radiologen, Kinderärzten, Gynäkologen und Kinderchirurgen und manchmal auch der Polizei arbeiten im Idealfall zum Wohl der Betroffenen zusammen“, so von Bismarck, der die Arbeitsgemeinschaft Kinderschutz der DGKCH leitet.

Kinderschutzgruppen an Krankenhäusern sollen helfen

Solche Kinderschutzgruppen gibt es derzeit nach Expertenangaben in etwas mehr als 50 der bundesweit rund 2000 Krankenhäuser. Das reiche für eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung bei weitem nicht aus, so von Bismarck. „Wir brauchen mehr Kinderschutzgruppen und von ihnen geschaffene, lokale Hilfsnetzwerke, die mit den Kliniken zusammenarbeiten“, fordert er. Er weist aber auch darauf hin, dass diese Arbeit im Rahmen der normalen Klinikvergütung nicht bezahlt wird.

Rund 200.000 Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen ihres Drogenkonsums, so eine Schätzung der Vereinten Nationen (UN). Um aufzuklären und Suchtproblemen vorzubeugen, haben die UN den 26. Juni zum internationalen Anti-Drogentag erklärt.

Foto: ambrozinio – fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik

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