26 Antibiotika ohne Wirkung: Patientin stirbt an multiresistentem Keim
Nach einem Oberschenkelhalsbruch und einer darauffolgenden Infektion ist eine Frau in den USA durch eine Blutvergiftung gestorben – keine Seltenheit, doch dieser Fall geht durch die Medien, weil die Patientin mit 26 Antibiotika behandelt wurde und keines der Medikamente angeschlagen hat. Das Beispiel führt exemplarisch vor Augen, wie groß die Gefahr von Antibiotika-Resistenzen mittlerweile geworden ist. Die wachsende Zahl von multiresistenten Bakterien und der Anstieg von Krankenhausinfektionen werden nach Ansicht vieler Experten zu einem immer größeren Problem für das Gesundheitswesen. Einer der Gründe für den Zuwachs von Multiresistenzen soll die verschwenderische Verschreibungspraxis der Ärzte sein.
Infektion nach Aufenthalt in Indien
Die Rentnerin ist bereits im vergangenen September auf einer Isolierstation in den USA gestorben. Sie soll sich in den letzten Jahren häufig in Indien aufgehalten haben und dort auch wegen eines Oberschenkelbruchs behandelt worden sein. Dann kam sie wegen einer Infektion mit Klebsiellen in ein Krankenhaus im US-Bundesstaat Nevada. Die Ärzte testeten alle 26 in den USA zugelassenen Antibiotika aus, doch keines davon konnte der Patientin helfen.
Das Europäische Präventionszentrum ECDC hatte erst kürzlich vor der Zunahme von Antibiotika-Resistenzen gewarnt und dabei besonders die Gefahr durch den Atemwegskeim Klebsiella Pneumoniae betont. Die Zahl der Infektionen, bei denen auch Reserve-Antibiotika nicht mehr helfen, sei innerhalb weniger Jahre von 6,2 auf 8,1 Prozent gestiegen. Auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde der Klebsiella-Pneumoniae-Keim als „dringende Gefahr für die Gesundheit des Menschen“ eingestuft. Die Sterblichkeitsrate bei Menschen, die mit diesem Bakterium infiziert sind, liegt laut Experten bei 40 bis 50 Prozent.
Sorgloser Gebrauch von Antibiotika wird kritisiert
Als Grund für die steigenden Antibiotika-Resistenzen wird von Experten meist der falsche Umgang mit den Medikamenten genannt, denn eine vorschnelle Einnahme von Antibiotika sowie ein vorzeitiges Absetzen können die Resistenzbildung fördern. Auch der übermäßige Einsatz von Antibiotika in der Tiermast wird für das Problem verantwortlich gemacht. Mittlerweile sind weit verbreitete Krankheiten wie Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen, Tuberkulose oder Durchfallerkrankungen häufig nicht mehr mit herkömmlichen Antibiotika zu behandeln.
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