120 oder 140mm Hg? Ärzte verunsichert über richtigen Blutdruckwert
Was nun? Jahrzehntelang galt ein Blutdruck von 120/90 mm Hg als Obergrenze. Alles was darüber lag, galt als Bluthochdruck. Verschiedene Studien hatten jedoch gezeigt, dass ein Blutdruck von 140/90 mm Hg medizinisch sehr gut vertretbar ist. Daraufhin wurden kürzlich die Leitlinien geändert, auch in Deutschland. Jetzt mischt das National Institutes of Health (NIH) die Angelegenheit neu auf. Am 11. September gab das Institut Ergebnisse aus seiner Landmark-Studie „Sprint“ bekannt, wonach vor allem ältere Menschen von einem deutlich niedrigeren Blutdruck profitierten. Danach verringerten sich bei Menschen mit Bluthochdruck bei einem systolischen Zielblutdruck von 120 mm Hg die kardiovaskulären Ereignisse wie Herzattacken, Herzinsuffizienz, Schlaganfälle um etwa ein Drittel und das Sterberisiko um ein Viertel, im Vergleich zu einem Zielblutdruck von 140 mm Hg.
Sprint-Studie zeigt beeindruckende Ergebnisse
Für die Studie hatte das NIH 9.300 „Hochrisiko-Hypertoniker“ ab dem 50. Lebensjahr aus den USA beobachtet. Patienten mit Diabetes und Schlaganfall in der Vorgeschichte wurden ausgeschlossen. Wegen möglicherweise lebensrettenden Informationen wurde die Sprint-Studie sogar vorzeitig abgebrochen. Heißt im Klartext: Eine Einstellung auf den höheren Blutdruckwert, war angesichts der Daten ethisch nicht länger vertretbar.
Keine voreiligen Schlüsse ziehen
Prof. Helmut Schatz von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie mag sich von den Ergebnissen vorerst nicht aus der Ruhe bringen lassen. „Wenn man länger, bis zum Studienende gewartet hätte, wäre der positive Effekt just zu dem Zeitpunkt des Studienabbruchs vielleicht wieder verschwunden“, schreibt der Mediziner im DGE-Blog. Man werde die Publikation der genauen Daten abwarten müssen, um die SPRINT-Studie beurteilen zu können. So könnten sich in Untergruppen wie den über 75-Jährigen, den Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen in der Vorgeschichte oder denen mit chronischen Nierenerkrankungen vielleicht noch Unterschiede ergeben. Diabetespatienten seien von der Studie ohnehin nicht betroffen.
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